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Tschernobyl heute

36 Jahre nach dem Unglück – So sieht es in Tschernobyl heute aus

Am 26. April 1986 ereignete sich im Kernkraftwerk von Tschernobyl in der Nähe der Stadt Prypjat in der Ukraine ein Unglück, vor der Atomgegner schon immer gewarnt hatten: Ein Reaktor explodierte und verseuchte die Atmosphäre mit radioaktiven Stoffen. Von einem Augenblick auf den anderen war nichts mehr wie vorher. Dieses heftige Ereignis hatte weltweite Folgen, und selbst heute noch sind manche Gegenden in Deutschland sogar so belastet, dass man hier keine Pilze, Waldbeeren oder Wildtiere essen sollte. Am heftigsten waren die Folgen aber natürlich für die Gegend um Tschernobyl herum. Hunderttausende Menschen wurden hier evakuiert und umgesiedelt. In diesem Beitrag wollen wir euch einen Einblick in das heutige Leben in Tschernobyl geben und euch vom Alltag der Menschen berichten, die dort geblieben sind. Es erwarten euch unglaubliche Schicksale und unheimliche Orte. Deshalb bleibt dran!

Das bizarre Bild, das man in Tschernobyl heute zu sehen bekommt

Begibt man sich heute nach Tschernobyl, bietet sich ein bizarres Bild: In der Gegend direkt um das Atomkraftwerk herum wirkt es, als ob die Zeit vor 36 Jahren stehen geblieben sei. Die Zone ist ein Sperrgebiet und wird vom Militär bewacht. Prypjat ist eine Geisterstadt, und ohne Genehmigung kommt hier niemand hinein. Gerade in den letzten Jahren hat sich jedoch eine regelrechte Tourismusindustrie um den Ort herum entwickelt.

Man kann Bus-Touren buchen und sich die verlassenen Häuser und das berühmte Riesenrad, das damals einfach stehengelassen wurde, anschauen. Angeblich ist die Strahlenbelastung, die man bei einem eintägigen Besuch in Tschernobyl hat, nur noch in etwa so hoch wie in einem einstündigen Flug mit einem Passagierflugzeug. Zahlreiche Reisegruppen besuchen den Ort und machen hier Fotos und Videos. Auch Souveniere wie Tassen kann man hier mittlerweile kaufen. Gerade die HBO-Serie “Chernobyl”, die vor zwei Jahren erschien, kurbelte diesen bizarren Tourismus an. Weil der Tourismus mittlerweile so gut läuft, wurde sogar ein Hostel eröffnet, in dem die Besucher essen und schlafen können.

Diese Menschen wohnen trotz des schlimmen Unglücks in Tschernobyl

Aber auch abseits des Tourismus gibt es noch Leben in Tschernobyl: Einige wenige Bewohner haben sich nämlich damals nach der Katastrophe geweigert, die Sperrzone zu verlassen, und wohnen immer noch hier. Eine davon ist die über 90-jährige Babuschka Galina. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, ein neues Leben irgendwo anders zu beginnen und ihre Tiere im Stich zu lassen. Also blieb sie hier. Fast alle, die Babuschka Galina kannte, sind mittlerweile verstorben. Babuschka Galina hat aber keine Angst vor der Strahlung. Ihr Haus wurde von den Behörden gereinigt, nachdem sie sich weigerte es zu verlassen, und ihr Sohn unterstützt sie im Alltag.

Forscher sehen es aber anders als die Rentnerin: Sie sind davon überzeugt, dass es immer noch sehr gefährlich ist, in der Gegend zu leben, und empfehlen es keinem. Auch der Anbau von Obst und Gemüse ist aus diesem Grund immer noch verboten. Daher kommt alle paar Tage ein Lebensmittelwagen, der die letzten Bewohner Tschernobyls mit Essen versorgt. Auch etwas weiter außerhalb ist die Gegend heute nur noch dünn besiedelt. Fast alle Gebäude stehen leer und verfallen immer weiter. Die verbliebenen Menschen führen ein einfaches Leben in der Einsamkeit. Der 49-jährige Ilhar beispielsweise arbeitet als Hausmeister in einer Kirche, der 36-jährige Syarhey ist arbeitslos und schlägt sich irgendwie durch. Trotzdem sind sie zufrieden, und obwohl die Bevölkerung der Gegend so klein ist in Anbetracht der riesigen Fläche, hält sie zusammen und trifft sich zu Freizeitaktivitäten wie gemeinsamen Kirchenbesuchen.

Dass diese heute überhaupt wieder möglich sind, ist dem örtlichen Priester zu verdanken. Seine Mutter besuchte die Kirche 50 Jahre lang, und es brach ihm das Herz, dass die Kirche nach der Katastrophe jahrelang nur verkam. Also fing er vor 6 Jahren an, sie wieder aufzubauen – und so kehrte zumindest wieder etwas Alltag in die Gegend zurück. Diese scheinbare Normalität kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie gefährlich die Strahlung auch noch viele Jahre später ist, wie das Beispiel dieses Mannes zeigt: Vakil Batirshin zog vor 25 Jahren in die Gegend, also erst Jahre nach der Katastrophe, und trotzdem führte die Strahlung zu starken Veränderungen an seinem Körper. Eine definitive Diagnose, woher sein angeschwollener Körper kommt, gibt es zwar nicht, aber Vakil war völlig gesund, bevor er sich entschied, hierher zu ziehen.

Tschernobyl heute

So geht es in Tschernobyl heute zu

Weil nur noch wenige Menschen wie Babuschka Galina oder Ilhar, Syarhey und Vakil tatsächlich dauerhaft vor Ort leben, haben mittlerweile Tiere die Sperrzone erobert: So leben in den verlassenen Häusern beispielsweise Eulen und Dachse, und Huftiere wie Elche traben durch die verlassenen Straßen auf der Suche nach Nahrung. Insgesamt ist die Tierwelt regelrecht aufgeblüht, seit die Sperrzone größtenteils von Menschen verlassen wurde: Forscher konnten bisher 15 verschiedene Arten von Wirbeltieren, zehn Säugetierarten und fünf Vogelarten nachweisen.

Zur Erforschung der Tierwelt aber natürlich auch der Folgen der Strahlung sind es heute vor allem Wissenschaftler, die das tägliche Bild in Tschernobyl prägen. Sie nutzen die Sperrzone, um zu erforschen, was wohl an keinem anderen Ort der Welt möglich wäre, und machen immer wieder beeindruckende Entdeckungen. So entdeckten sie im letzten Jahr beispielsweise eine Pilzart auf dem Reaktorgelände, die sich von Radioaktivität ernährt. Mittlerweile ist sogar die NASA in die Forschung involviert und erhofft sich, die Erkenntnisse für die Raumfahrt nutzen zu können. Obwohl sich die Katastrophe schon vor so langer Zeit zutrug, gibt es für die Wissenschaftler in Tschernobyl also immer wieder neue Forschungsfelder, denen sie sich widmen können, teilweise aber auch müssen: So kam es beispielsweise im letzten Jahr zu großflächigen Waldbränden, die bis etwa 1,5 Kilometer an die Reaktorruine heranreichten.



Ob diese vielleicht wieder dafür sorgten, dass mehr gefährliche Stoffe in die Atmosphäre gelangten, muss erforscht werden. Denn auch, wenn die örtliche Regierung abwiegelt und keine Gefahr sieht, befürchten Umweltschützer schlimme Folgen. Generell gilt für alle, die sich in der Gegend um Tschernobyl aufhalten, dass sie immer einen Geigerzähler dabei haben sollten, um die Strahlung zu messen. Diese ist nämlich keineswegs gleichmässig verteilt und kann an manchen Orten sehr gefährlich werden. Damit die Strahlung immer weniger wird, gibt es neben Einwohnern, Forschern und Touristen noch eine weitere Menschengruppe, die heutzutage in Tschernobyl anzutreffen ist:

Die Rede ist hier von den so genannten Liquidatoren, die für Aufräumarbeiten und die Reinigung des Gebiets eingesetzt werden. Schon direkt nach dem Unglück bis ins Jahr 1987 wurden über 200.000 dieser Menschen eingesetzt und mussten sich hohen Strahlendosen aussetzen. Weil die Strahlung damals so hoch war, versagten sogar Aufräumroboter – und daher musste die gefährliche Arbeit von den Liquidatoren verrichtet werden. Im Laufe der Jahre wurden laut der Weltgesundheitsorganisation unglaubliche 600.000 bis 800.000 Menschen als Liquidatoren eingesetzt. Wie viele davon gesundheitliche Schäden davontrugen, wurde verschleiert, und sie müssen bis heute um Anerkennung kämpfen.

Auch jetzt sind noch zahlreiche Menschen in Tschernobyl mit der Reinigung des Gebietes und wichtigen Aufräum- und Bauarbeiten beschäftigt. Sie alle laufen einen Wettlauf gegen die Zeit, denn eine der wichtigsten Aufgaben aktuell ist es, mit einem sogenannten “Sarkophag”, also einer großen Hülle, die über den mit Beton umgossenen Reaktor gebaut ist, für mehr Sicherheit zu sorgen. Zwar wurde früher bereits ein solcher Sarkophag gebaut, dessen Lebenszeit wurde aber bereits 1988 nur auf 20 bis 30 Jahre geschätzt. Der neue Sarkophag soll 100 Jahre halten und wurde 2019 eingeweiht. Die Arbeiter bergen hier unter anderem Kernbrennstoff aus dem Inneren und bauen nach und nach alle alten Strukturen unter der Schützhülle ab.

Wie lange sich diese Arbeiten noch hinziehen und ob die Gegend um Tschernobyl jemals wieder normal bewohnbar sein wird, lässt sich nicht abschätzen. Obwohl gerade mit dem Tourismus mittlerweile wieder mehr Leben in die Sperrzone eingezogen ist, sehen viele Experten keine Zukunft für Tschernobyl und schließen aus, dass hier jemals wieder ein normaler Alltag möglich ist.

Das war auch schon unser Einblick in den Alltag des heutigen Tschernobyl. Schreibt uns doch mal in die Kommentare, ob ihr diesen Ort besuchen würdet oder euch sogar vorstellen könntet, hier zu leben. Hinterlasst uns gerne ein Rating und schaut doch auch mal auf unserem YouTube-Kanal vorbei 🙂 Hier findet ihr weitere spannende Artikel.

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