Keine Serie hat jemals so viele Rekorde auf einmal wie gebrochen wie Squid Game. Die koreanische Netflix-Serie hat nicht nur über 140 Millionen Zuschauer innerhalb weniger Wochen erreicht. Insgesamt wurden alle TikTok-Videos, die mit Squid Game in Verbindung stehen, über 35 Milliarden mal geklickt, und Schauspielerinnen wie Jung Ho-yeon, die in der Serie eine der wichtigsten Rollen einnimmt, haben mittlerweile weit über 20 Millionen Follower bei Instagram.
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Und trotz all dieser bahnbrechenden Erfolge vergessen die meisten, was wirklich hinter Squid Game steckt: Hinter der Netflix-Serie verbirgt sich eine extrem düstere und traurige Wahrheit, die wir euch heute präsentieren wollen. In diesem Beitrag werden wir euch nicht nur erzählen, unter welch heftigen Bedingungen die Serie gedreht wurde, sondern auch, auf welche Weise ein extrem hartes Schicksal verarbeitet wird, das auf einer wahren Geschichte und sehr heftigen Begebenheiten beruht. Es wird also extrem spannend! Deshalb bleibt dran, hier bei Wissenswert.
Ach, und… in diesem Beitrag werden keine Spoiler vorkommen. Wir werden lediglich ein paar kleine Details erwähnen, die euch aber nicht die Serie ruinieren werden. Ihr könnt euch diesen Beitrag also ohne Probleme durchlesen, auch wenn ihr Squid Game noch nicht gesehen habt.
Was steckt hinter dem Geheimnis von Squid Game?
Bevor wir darauf eingehen, warum Squid Game trotz aller Beliebtheit eine sehr traurige Wahrheit verarbeitet, kommen wir kurz dazu, unter welch heftigen Umständen es überhaupt zu der Serie kam. Tatsächlich wurde die Serie nämlich erst 2020, mitten im Corona-Jahr, gedreht, und zwar von der koreanischen Firma Siren Pictures. Die Idee zu Squid Game entstand jedoch schon viel früher: nämlich im Jahr 2008. Als der Erfinder von Squid Game, Hwang Dong-hyuk, damals noch ein absoluter Niemand, nämlich die ersten Ideen für das Drehbuch sammelte, tat er dies nicht aus reiner Kreativität heraus, sondern weil er selbst ein sehr hartes Leben verarbeiten musste.
Was hat es mit der Vorgeschichte des Erfinders von Squid Game auf sich?
Auch wenn es heute kaum vorstellbar ist, lebte Dong-hyuk lange Zeit am absoluten Existenzminimum. Aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise, die in dieser Zeit das Leben von vielen Süd-Koreanern extrem erschwerte, musste Dong-hyuk jeden Tag aufs neue sehen, wie er über die Runden kommt. Laut eigenen Aussagen war er teilweise sogar so arm, dass er seinen Laptop verkaufen musste, nur um um sich ein bisschen Essen und Strom in seiner Wohnung leisten zu können. Er stand also kurz vor der Obdachlosigkeit. Aus dieser Notlage heraus kam er auf die Idee zu Squid Game und gab somit auch zu, dass die Hauptfigur aus Squid Game, der hochverschuldete und sehr arme Gi-Hun, indirekt er selbst sein soll.
Darüber hinaus gibt es weitere Parallelen: In Squid Game kämpfen nämlich Menschen, die am absoluten Existenzminimum leben, um ihr Überleben, nur um am Ende ein hohes Preisgeld abzusahnen. Auch das ist inspiriert von Dong-Hyuks Leben, da es auch bei ihm sehr lange dauerte, bis er als Regisseur endlich halbwegs erfolgreich war.
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Die komplette Umsetzung von Squid Game hatte übrigens auch noch ganz andere Konsequenzen für Hwang Dong-hyuk, die alles andere als ungefährlich waren: Da Dong-hyuk als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent nämlich so gut wie alles alleine machen musste, stand sein eigener Körper irgendwann kurz davor, den Stecker zu ziehen. Laut eigenen Aussagen verlor er aufgrund des massiven Stresses und der krassen Erwartungen von allen Seiten während der Dreharbeiten sechs Zähne und wurde zeitweise extrem krank. Hinter dem Erfolg von Squid Game steckt also nicht nur unmenschlich harte Arbeit, die fast einen tragischen Tribut gefordert hätte, sondern auch das traumatische Leben eines Regisseurs, der seine harten Erfahrungen in seinem Werk verarbeitete.
Diese Tragödie trug ebenfalls zur Entstehung von Squid Game bei
Neben dem persönlichen Schicksal von Hwang Dong-hyuk steckt aber noch eine weitere traurige Begebenheit hinter Squid Game, die dafür sorgte, dass die Serie so ist, wie sie ist. Dabei geht es um eine Krise, die 2009 ganz Süd-Korea fast in den Abgrund gestützt hätte und die bis heute massive Auswirkungen hat: Vor 12 Jahren fiel ein großer Teil der Süd-Koreanischen Bevölkerung nämlich über Nacht unter die Armutsgrenze. Der Grund dafür war, dass der Autohersteller SsangYong Motors, damals einer der größten Arbeitgeber des Landes, aus dem Nichts ankündigte, tausende Jobs zu streichen und die Produktion in der Hauptstadt Seoul stillzulegen. Da aus diesem Grund unzählige Arbeiter die Existenz von sich selbst und von ihren Familien in Gefahr sahen, begannen die Arbeiter gegen diese Maßnahmen zu streiken.
Leider konnte in diesem Streik jedoch weder eine arbeitsrechtliche Lösung gefunden werden, noch blieb es bei den Protesten friedlich. Hier kannst du Bilder von diesem Streik sehen. Über Wochen hinweg lieferten sich Mitarbeiter von SsangYong Motors erbitterte Straßenkämpfe mit der Polizei, bei denen leider auch zahlreiche Menschen schwer verletzt wurden. Trotz aller Bemühen blieben diese Streiks jedoch weitestgehend vergebens. SsangYong Motors blieb nämlich bei seinen Plänen und schloss die Fabrik in Seoul, woraufhin tausende Menschen ihre Jobs verloren und in extreme finanzielle Not gerieten. Da diese Entlassungen außerdem in die Zeit kurz nach der Weltwirtschaftskrise fielen, war die Lage nochmal um einiges schwerer, was letztlich dazu führte, dass viele Menschen in Armut versanken, gigantische Schulden anhäuften und teilweise sogar obdachlos wurden.
Weil in Squid Game relativ früh erwähnt wird, dass die Hauptfigur Seong Gi-hun vor einigen Jahren bei einem Streik in einer Autofabrik nicht nur seinen besten Freund verlor, sondern auch arbeitslos wurde, ist deutlich, dass hiermit auch das Schicksal der Südkoreanischen Arbeiterschicht verarbeitet wird. Viele Menschen leiden schließlich noch heute unter der finanziellen Not von damals und die Schäden der damaligen Streiks und Krisen sitzen tief.
Das ist die eigentliche Message hinter Squid Game
Nachdem wir nun geklärt haben, unter welch harten Umständen die Serie entstanden ist und welche persönlichen aber auch gesellschaftlichen Traumata zum Drehbuch führten, wollen wir nun einen Blick auf die wahre Message der Serie werfen. Squid Game ist nämlich deutlich mehr als eine bloße Action-Serie, in der verzweifelte Menschen in gefährlichen Kinderspielen um ihr Leben kämpfen. Die Serie übt in Wahrheit nämlich auf sehr direkte Weise harte Kritik an einer Sache, die uns alle betrifft: und zwar das kapitalistische Finanzsystem. In Squid Game wird auf extreme Art deutlich, wozu Menschen bereit sein können, wenn ihre eigene Not extrem groß ist.
Es wird außerdem gezeigt, wie einige Wenige von der Arbeit von vielen profitieren und es am Ende so gut wie nie eine gerechte Verteilung von Ressourcen oder Geld gibt. Zwar wird bei Squid Game zu Beginn vermeintlich jedem dieselbe Chance auf den Hauptgewinn gegeben, es wird jedoch schnell klar, dass am Ende nicht jeder von seinem Einsatz profitieren kann. Da die Serie außerdem zeigt, dass am Ende immer noch die Reichen am meisten von den gefährlichen Spielen profitieren, wird schnell klar, dass auch die Teilnehmer nur Teil eines Systems sind, in dem sie so gut wie keine Chance haben, zu gewinnen.
Und die Moral von der Geschicht
Letztendlich kann Squid Game als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden, in dem viele Menschen an einem Wettbewerb um Reichtum teilnehmen, am Ende jedoch nur ein paar wenige profitieren, während der Großteil um seine Existenz bangen muss. Zusammengefasst geht es im Squid-Game-Universum um eine Gesellschaft, in der es sich eine reiche Elite erlauben kann, mit dem Leben von armen und benachteiligten Menschen zu spielen, während sie sich selbst an ihrem Reichtum ergötzen können. Zwar ist dies natürlich eine extreme Überspitzung der realen Welt. Da die Schere zwischen Arm und Reich in Ländern wie Süd-Korea jedoch nochmals deutlich größer ist als in Deutschland, ist diese Übertreibung aber durchaus gerechtfertigt. Besonders spannend ist darüber hinaus, auf welch clevere Art diese Gesellschaftskritik verpackt ist:
Anstatt nämlich stumpfe Parolen zu verbreiten, bedient sich Hwang Dong-hyuk als Autor an popkulturellen Elementen wie beliebten Kinderspielen oder zum Beispiel Riesenpuppen, die in Süd-Korea zum ganz normalen Alltag gehören. Auf diese Weise schafft er es, eine extrem ernste und relevante Message auf spannende Art zu verpacken und so dafür zu sorgen, dass der Zuschauer nicht nur gebannt der Serie zuguckt, sondern sich auch Gedanken über die Verteilung von Armut und Reichtum macht.
Deshalb ist die Serie ein Widerspruch in sich
Zum Abschluss dieses Beitrags wollen wir jedoch noch kurz darauf eingehen, warum Squid Game trotz seiner gesellschaftlichen Kritik in sich auch als sehr widersprüchlich wahrgenommen werden kann. Denn auch wenn die Serie zum absoluten Mega-Erfolg wurde und vor allem Regisseur Hwang Dong-hyuk nun ein gefeierter Star ist, profitieren auch von Squid Game nur einige wenige. Am meisten freut sich über den Erfolg der Serie nämlich Netflix selbst. Weil Netflix für Squid Game nämlich gerade einmal 21 Millionen Dollar ausgab und vor allem dadurch Kosten einsparen konnte, dass Hwang Dong-hyuk so gut wie alles allein gemacht hat, ist der finanzielle Gewinn extrem hoch. Einige werfen Netflix dabei sogar vor, sich nicht rechtzeitig um Dong-hyuks gesundheitliche Risiken gekümmert zu haben. Laut einigen Medienberichten hat Netflix mit der Serie außerdem bereits über 900 Millionen Dollar umgesetzt und damit einen 40-fachen Gewinn erzielt.
Dieser finanzielle Gewinn hilft dabei vor allem den ohnehin schon fürstlich entlohnten Top-Managern sowie den Aktionären von Netflix. Seit dem Start der Serie hat die Aktie von Netflix nämlich bereits über 15% an Wert gewonnen und damit vor allem das Vermögen diverser Großanleger gesteigert, die ohnehin schon Millionen auf der Bank haben. Für viele ist es darüber hinaus ein regelrechter Skandal, dass Hwang Dong-hyuk trotzt seines unermüdlichen Einsatzes vermutlich gerade einmal zu einem Prozent am Erfolg der Serie beteiligt wird. Für viele ist Squid Game dementsprechend also trotz aller Kritik am Kapitalismus letzten Endes auch nur ein weiteres Medien-Produkt, bei dem einige wenige Reiche von der harten Arbeit vieler nicht so priveligierter Menschen profitieren. Trotz all dieser Kritik sollte aber nicht vergessen werden, dass Squid Game nicht umsonst so erfolgreich ist und eine wirklich außergewöhnliche Serie ist.
Und das wars auch schon mit unserem Beitrag und der traurigen Wahrheit über Squid Game. Schreibt uns gerne mal in die Kommentare, ob ihr die Serie schon gesehen habt und wie ihr die Message wahrnehmt. Ansonsten hinterlasst uns eine Bewertung, wenn der Beitrag euch gefallen hat, abonniert Wissenswert für mehr spannende Sachen und wir lesen uns dann das nächste Mal, hier bei Wissenswert.
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